Wo soll man bei Kouhei Matsunaga nur anfangen? Er hat mit Autechres Sean Booth, Pan Sonics Mika Vainio, Merzbow und Jungle Brothers‘ Sensational zusammen gearbeitet. Als NHK’Koyxen sezierte er bisher in drei Studien Techno auf seine Grundessenz herunter und kam mit seinen reduzierten elektronischen Kompositionen auf Skam, Mille Plateaux, PAN und Raster-Noton unter. Bang! Name dropping par excellence! Nebenher ist Kouhei Matsunaga zudem Illustrator mit einem Architektur-Studium in der Rückhand. Auf »Drawings« stehen deshalb programmatisch die Zeichnungen des Japaners im Mittelpunkt. Ein 80-seitiges Buch zeigt in 40 Bildern die leichte und filigrane Strichführung Matsunagas, die auch schon verschiedene seiner Cover zierten. Genau wie bei seinen Klangkompositionen bestechen seine Zeichnungen durch eine extreme Reduktion auf einfache, schwarze Linien, welche nicht selten wie in einem Zug gezogen erscheinen. Das wirkt in den schwächsten Momenten wie eine krakelige Kinderzeichnung. In den besten Momenten entstehen dadurch jedoch surreale Blickwinkel, wenn Einzelfiguren ineinander greifen und die Perspektive verschieben. Dann formen die Zeichnungen kleine Haikus – irgendwie verstörend aber perfekt in sich geschlossen. Natürlich darf auch den Musikpuristen bei dieser Zeichen-Session nicht langweilig werden. Dem Buch liegt eine 7″ bei, auf der Kouhei Matsunaga erwartungsgemäß vier Tracks am Reißbrett entwirft, die den Hip Hop-Groove bis auf seine atomaren Strukturen auspressen und bei dieser Kleinskalierung den Noise der Heisenberg’schen Unschärfe gleich mit umarmen. In dieser Kombi könnten mir die Bildenden Künste wieder ernsthaft gefallen.
Drawings