Review

Kosh

Vicious Love

20/20 Vision • 2019

Einmal in die USA gejettet, zack, schon war er verliebt in eine Zukunft, die ein paar Erlesene vor 30 Jahren zwischen Detroit und Chicago aus ihren Maschinen klöppelten. Kosh, der derzeit gehypteste Export aus Marokko seit Nanaminze, Haschisch und Bibelfilmen, fackelt seit seiner Erleuchtung nicht lange rum. Er breakt Beats wie Aux 88 und löffelt nebenbei so deep in seinem House herum, dass Larry Heard vor Wut seine 808 zertrümmert. Meine Fresse, was so eine Reise alles auslösen kann. Dabei hat der Typ gerade mal drei Platten rausgeschmissen, ist seit jeher aber dermaßen angefixt, dass die »Null 212«-EP von letztem Jahr mit glatt gestriegeltem Pornobalken über alle Dancefloors bretterte. War also nur eine Frage der Zeit, bis Ralph Lawson vom britischen 20/20 Vision anklopfte, um mit einem druckfrischen Vertrag in der Hand herumzuwedeln. Kosh kickt mit »Vicious Love« eine Platte raus, die so klingt, als hätte Juan Atkins damals nie von Kraftwerk gehört und trotzdem Remmidemmi unter Highwaybrücken gemacht, bis die Bullen bei dem ganzen Utopiegeschwafel nicht mehr mitmachten. Kosh kennt Detroit zwar nur von YouTube, stapft dafür aber in großen Schritten durch drei Jahrzehnte Clubgeschichte. Er greift sich da die Bauchstich-Bässe raus, mit denen er die Decke hochgeht – und dort ein paar ausgelutschte Synthesizerakkorde, die er mit Feiner-Sahne-Schleifpapier so lange zuspitzt, dass sie zwischen dem ganzen Überkopf-Gekreisel nicht verloren gehen. Kann was, dieses Electro-Funk-Dingens.

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Vicious Love
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