Noch vor geraumer Zeit kündigte der König höchstpersönlich an, dass die SP-1200 über Ebay schon ersteigert sei und er sich in naher Zukunft mehr dem klassischen 90er-Eastcoast-Sound widmen wolle. Dieses Konzept wurde zumindest für Aura, zum bedauern vieler, weitgehend verworfen. Sogar das Gegenteil ist der Fall: Außer einer The Message-Referenz greift Hr. Yurderi hier weitgehend auf zeitgemäße Synthi-lastige-Produktionen von DJ Smoove, Sir Jai, Sinch, Baltar, 7inch und natürlich auch Melbeatz zurück. Ganz viele 808-Drums, synthetische Streicher und tiefe Subbässe bilden die musikalische Grundlage für SAVs bisher persönlichstes Album. Die einzigen Gastparts liefern Olli Banjo, Xavier Naidoo, der Scala Kinderchor und sein Vater, der ein türkisches Gedicht vorträgt. Soviel Selbstreflektion und persönliche Einblicke bekam man bisher eher selten von ihm zu hören. Sei es die durchgängige Highlander-Metapher oder die Aufarbeitung seiner pubertären Scham, vor der zu hohen Stimme, bis zu dem Punkt, an dem er in den Beaties und Easy-E Gleichgesinnte kennen lernen durfte. Auf einem der Höhepunkt: »Und dann kam Essah« , lässt er seine bisherige Karriere Revue passieren, vom ersten Drum-Computer bis zum Duden-Eintrag. Essahs einzigartige Aura ist in jedem Takt zu spüren und natürlich freut man sich über seinen, eigentlich nur logischen, kommerziellen Erfolg, die Pole Position in den Charts. Seit klar war, dass Aura dieses Jahr erscheinen wird und alle befreundeten Rapper von den Tracks in den allerhöchsten Tönen schwärmten, stieg die Erwartungshaltung jedoch so sehr, dass Aura diese nur stellenweise erfüllen kann. Manch pathetische Hook und der ein oder andere Beat hätte etwas mehr Ideenreichtum vertragen. Im ohnehin schon starken Deutsch-Rap Jahr 2011 ist Aura vielleicht doch nicht ganz das absolute Highlight geworden, das viele erwartet haben. Das spricht aber auch für die königliche Konkurrenz und ist in Bezug auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit eigentlich nur zu begrüßen.
Aura