Review Jazz

Knoel Scott & Marshall Allen

Celestial

Night Dreamer • 2023

Knoel Scott und Marshall Allen sind beide Teile des Sun Ra Arkestra. Der 99-jährige Allen übernahm dessen Führung nach dem Ableben Sun Ras und kurz darauf John Gilmores ab 1995. Knoel Scott, der dieses Album größtenteils komponierte, war von 1979 bis 1981 Teil und kehrte ab 1988 endgültig zurück. Das heißt: Seit etwa 35 Jahren musizieren Scott und Allen miteinander, und das hört man »Celestial« an. Auf fünf Stücken breitet das Duo, verantwortlich für sämtliche Blasinstrumente, eine Vielfalt an afroamerikanischen Jazzstilen aus. Am eindrücklichsten gerät dabei der Titeltrack, auf dem Scott zu sanfter Piano-Begleitung das einzige Mal singt: »In this world of change/ there’s mystery/ from some far place/ it captured me«, heißt es da unter anderem.

Wenn später im elfminütigen Kernstück Allen dem Electronic Wind Instrument sirrende, in die Ferne schweifende Töne entlockt und Drumming, Bass und Piano an Rasanz zulegen, abflauen und wieder zulegen, kommt das eine Schlagwort unvermeidlich auf: Afrofuturismus, hier allerdings auf textlicher Ebene kombiniert mit christlichen Motiven wie beispielsweise Engeln, die sich der gähnenden Leere des Alls gegenübersehen. Toll auch »Makanda«, das von allen Nummern am stärksten groovt und zwischen Funk und halsbrecherischem Blues schwankt. Zwei Tracks, »Conversation With The Cosmos« und »Blu Blues«, fußen auf Improvisation unter Allens Regie. Wer noch etwas weiter raus will, ist hier richtig.