Wie macht Joseph Kamaru das? Mit »Dissolution Grip« veröffentlichte der in Kenia geborene, in Berlin ansässige Künstler erst kürzlich ein überragendes Ambient-Album, und auch die neue LP »Stupor« überzeugt. Auf nur drei Tracks, die allerdings allesamt die Zehn-Minuten-Marke überschreiten, erweitert er seine Idee vom Genre, wie könnte es anders sein, behutsam. KMRU braucht keinen akustischen Vorschlaghammer, um zu überwältigen. Seine Tracks gewinnen beständig, doch kaum merklich an Energie, ohne sinnlos zu lärmen. Die Lautstärke, die der 18-minütige Titeltrack bereits nach einem Drittel seiner Spielzeit erreicht, hat ihren Zweck. Durch sie und in ihr entfaltet die Musik ihre Wucht, die dieses Mal einen sakraleren Anstrich denn je aufweist.
Das Fundament der drei Stücke bildet eine schier endlos lange Drone, auf der unterschiedliche Elemente querschießen oder sich dem zartestmöglich übermannenden Fluss fügen. Der Opener »CPR-12« erinnert dabei an Werke Eluviums, die Klangwänden, so groß wie das Leben selbst, liebliche Töne und Samples gegenüberstellen – in diesem Fall weihnachtlich wirkende Klangtupfer und Kinderstimmen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Zum Ende hin wandelt sich der Track, und die Stimmung kippt ins Morbide, auch dank der Samples, die nunmehr auf der Hauntology-Klaviatur spielen. Auf »Even A Tear« schält sich aus bassigem White Noise die fast schon gewohnte Lead-Drone. Auch hier, wie eigentlich immer, mit erfolgreichem Ausgang.
Stupor