Das erste Pandemiejahr markierte den Durchbruch von Joseph Kamaru. Sein spontan aufgenommenes Album »Peel« war in einem Jahr, in dem alle noch fix eine Ambient-Platte aufnahmen, weil das gerade Sinn ergab, eines der großen Jahres-Highlights. Es war in diesen zwölf Monaten jedoch (bei weitem) nicht das einzige Release des mittlerweile nach Berlin übergesiedelten Klangkünstlers. »Drawing Water« wurde im November 2020 zum Bandcamp Friday nachgereicht und umfasste drei vergleichsweise kurze Stücke, die perfekt in die Herbststimmung eines verkorksten Jahres passten. Das Titelstück überzog eine Etüde in Sachen Kankyō Ongaku – slicke Synthie-Klänge in der Tradition eines Yoshimura Hiroshis oder jüngeren Projekten wie Atoris – mit viel Rauschen und ließ Kinderstimmen durch den Mix geistern. »Matching Teal Surfaces« nutzt dieselben klanglichen Beigaben, stellt aber in blubbernd-pulsierende Melodien ins Zentrum, die sich im Geiste der Minimal Music zu stetig in Bewegung befindlichen Rhythmen verzahnen. »Uneven« markiert schon den Schlusspunkt dieser wohligen EP und tut das mit tastenden Tönen, die KMRU durch die verschiedenen Ebenen des Mixes laufen lässt – eine Art schwere- und beatlose IDM-Interpretation mit viel Tape-Saturation. Für die auf Vinyl erscheinende Neuauflage dieses kurzen Vergnügens über sein Imprint A Sunken Mall stellt das Label VAAGNER dem noch eine 17-minütige Komposition von Altmeister Abul Mogard nebenan, für welche sich dieser bei den drei Stücken bedient. »Drawing Water On Matching Teal Surfaces« ist weitaus elegischer: Er lässt einzelne Töne wie in einem Orgel-Requiem miteinander schwingen und schlussendlich in dräuenden Drones miteinander verschwimmen. Das ist die perfekte Ergänzung und zugleich ein stimmungsvoller Kontrapunkt zu den schönen Vignetten von KMRU.
Drawing Water