Papiertüten raus und tief durchatmen! Archie Marshall a.k.a. King Krule ist das nächste Wunderkind aus Großbritannien. Und bevor nur ein Ton seines Debüts »6 Feet Beneath The Moon« an ein Ohr der Öffentlichkeit dringt, hyperventiliert die halbe Musikwelt. Der 19-jährige Knilch kokettiert ja nämlich fleißig mit allerlei Einflüssen wie Dub und Darkwave, Afrobeat und Soul. Doch »6 Feet Beneath The Moon« spielt vor allem mit dem Blues. Marshalls rotzige Stimme in »A Lizard State« kübelt ein paar Worte auf den Gehweg, während dahinter ein Saxophon und eine schiefe Gitarre eine Schlägerei austragen. In »Foreign 2« nutzt Marshall Beats und elektronische Spielereien noch zögerlich, in »Neptune Estate« gehen sie aber erst wirklich ans Herz. Marshalls‘ Kunstgriff besteht darin, dass er auf seinem Debüt das Leid mit Leichtigkeit paart. Da liegen schon ein paar Sachen sehr schwer auf der Seele, aber sei’s drum. Herausragend trägt Marshall das nicht vor, aber so, dass in dem ganzen urbanen Morast ein paar erstaunliche Bilder auftauchen. »6 Feet Beneath The Moon« überrascht in seinen besten Momenten. In der restlichen Zeit ist das Album wie eine Kneipe. Wenn Dein Kopf auf den Tresen sinkt, ist es auch egal, ob sie in Berlin, London oder Oer-Erkenschwick liegt. Das Leben wird dadurch auch nicht besser. Diese Platte gibt einem die ganze Zeit das Gefühl, verstanden zu werden. Vor dem Leben sind wir alle gleich. Tief durchatmen. Marshall wird die bösen Geister schon vertreiben. Tief durchatmen. Das ist der Trick.
6 Feet Beneath The Moon