Review Rock

King Hannah

I’m Not Sorry, I Was Just Being Me

City Slang • 2021

Ehrliche Rockmusik ist … uncool und anachronistisch? Überholt und ohne Relevanz? Zumindest scheint es so, als könnte man damit nicht mehr allzu viele Leute hinter dem Ofen hervorlocken – es sei denn man ist Neil Young und pisst öffentlich Spotify ans Bein. Das Liverpooler Duo King Hannah machen trotzdem genau das: handgemachten Rock. Bereits »Tell Me Your Mind And I’ll Tell You Mine«, das erste Mini-Album von 2020, stellte die Band mit sechs sehr unterschiedlichen Songs vor; das vollwertige Debüt *»I’m Not Sorry, I Was Just Being Me«** überzeugt nun mit einem Dutzend Lieder voller Dunkelheit, Witz und Ehrlichkeit. Allein der Titel macht bereits klar, dass Hannah Merrick und Craig Whittle mit ihrer Musik eine trotzige Selbstbehauptung verfolgen; »so sind wir einfach – take it or leave it«. Merricks teils lasziver, teils gleichmütiger Vortrag stünde auch PJ Harvey (»A Well-made Woman«, »Big Big Baby«) oder an anderer Stelle Beth Gibbons (»Foolius Caesar«) gut zu Gesicht. Im ruhigen »Ants Crawling On An Apple Stork« tritt zwischendurch auch mal Whittle ans Mikro und singt – passend zur Grundstimmung des gesamten Albums – halb melancholisch, halb ironisch »What a time to waste our time«. Neben vielen UK-Acts holen sich King Hannah auch Inspiration aus dem US-Rock. So hat der Titelsong den tiefenentspannten Vibe von Yo La Tengo und die knarzenden, Fuzz-getränkten oder mäandernden Gitarrensoli von Craig Whittle erinnern stellenweise tatsächlich an Neil Young & Crazy Horse. Und die Zeit, um Streaming-Dienste wütend zu machen, wird für King Hannah sicherlich auch irgendwann noch kommen.