Review Rock

Kim Gordon

No Home Record

Matador • 2019

Sonic Youth haben eine Lücke hinterlassen, keine Frage. Keins der ehemaligen Mitglieder der New Yorker Band konnte seit der Trennung vor acht Jahren auch nur eine Veröffentlichung in ähnlicher Qualität bisher vorweisen. Okay, Thurston Moore und Lee Ranaldo spielten ihren Sound konsequent weiter. Die großen Experimente und Neuentwürfe blieben bislang aus. Und zumindest da reiht sich Kim Gordon ein. Nach ihrem Projekt Body/Head folgt mit »No Home Record« ihr Solodebüt. Die gute Nachricht vorweg: Es hört sich durchweg nach ihren Songs bei Sonic Youth an. Die schlechte Nachricht: Ihre Songs waren bei Sonic Youth spätestens seit Anfang der 2000er Jahre nicht die besten Songs der Band. Es rumpelt ordentlich in »Air BnB«, es kracht in »Don’t play it« – alles mit einem charmanten DIY-Geist im Sinne von Post-Punk und No Wave ausgestattet. Nur fehlt diesem Album das Hypnotische, das Manische, das sich sonst bei Kim Gordon rausschälte. Der Gesang der 66-Jährigen überzeugte stets vor allem über die Stärke und den Ausdruck – weniger über Perfektion. Oftmals halfen dann eben doch die Melodien von Moore und Ranaldo, um Gordons Texte in einen passenden Sound zu wickeln. Aber die Rückschau nützt allgemein wenig. Im Blick auf die Gegenwart bleibt aber leider zu vermerken: Wäre dieses Album nicht von Kim Gordon, es würde weit weniger Aufmerksamkeit bekommen. Alles solide, alles mit Erfahrung runtergespielt. Charismatisch bis windschief. Mehr aber auch nicht. »No Home Record« lässt sich hören. Der Krach hat sich ja längst kultiviert, diese Art von Avantgarde schockiert nicht mehr. Und Lücken schließen sich so leider schon gar nicht.