Review Hip-Hop

Kid Koala

Space Cadet

Ninja Tune • 2011

Einige der Künstler des britischen Labels Ninja Tune sind dafür bekannt, verschiedene Medien auf spannende Art und Weise miteinander zu verknüpfen. The Cinematic Orchestra verlieh bereits Dziga Vertovs Stummfilmklassiker The Man With The Movie Camera eine neue, zu der experimentellen Stimmung passende Filmmusik. Der kanadische DJ, Turntablist und Graphic Novelist Kid Koala geht mit seinem aktuellen Projekt Space Cadet einen ganz ähnlichen Weg und liefert eine sympathische kleine Graphic Novel ab, die er mit einem passenden »Still Picture Score« auf Platte unterlegt hat. In der Geschichte verabschiedet sich eine junge Frau von ihrem Roboter, der sie großgezogen hat, um als Wissenschaftlerin den Weltraum zu erforschen. Der Roboter bleibt einsam in der großen Stadt zurück und geht an den wehmütigen Erinnerungen an die gemeinsamen Erlebnisse zugrunde. Kid Koala unterlegt diese Handlung mit einem ruhigen und melancholischen Soundtrack, der die klassische Instrumentalmusik mit Scratches und elektronischen Elementen ergänzt. Er wechselt zwischen tieftraurigen und hoffnungsvollen Momenten hin und her und schafft damit ein überraschend gut funktionierendes emotionales Grundgerüst für seine liebenswert naive Geschichte. Zusammen mit den athmosphärischen und kontrastreichen Radierzeichnungen auf schwarzem Untergrund erzeugt diese Kombination eine echte Sympathie und Anteilnahme am Schicksal der Figuren. Die Bilder bekommen eine eigene Dynamik und die Handlung bleibt, da sie ohne Text auskommt und aufs einfachste reduziert ist, universell verständlich. Leider muss man ständig die Seitenzahlen und die Länge der Tracks im Auge behalten, damit die beiden Medien synchron zueinander funktionieren können. So wird man stellenweise durch einen ganzen Schwall von Bildern in kurzer Zeit hindurchgelotst, um dann bei anderen Bildern für längere Momente zu verweilen. Aber nichtsdestotrotz wird man mit einer multimedialen, ästhetischen Erfahrung belohnt, an die sich viel zu wenige Künstler heranwagen.