Review Hip-Hop

Keyza

Sydney II

hhv.de • 2013

Jeder halbwegs informierte Deutschrapschädel mit Hauptstadt-Faibel wird unter Garantie mindestens ein Beat-Machwerk des gebürtigen Neuköllners Keyza Soze durch seine Speaker gejagt haben – bewusst oder unbewusst. Mittlerweile nach Down Under übergesiedelt, folgt nun eine weitere instrumentale Ode an seine neue Heimat Sydney. Wie auch beim 2012er Vorgänger steht das Follow-Up »Sydney 2« klar im Zeichen der Eigenständigkeit – keine Samples, keine Vocals, nur der Beat und Keyzas Ideen. Die anfänglichen Synthie-Bombasten »The Failed Visit« oder »Harder, Better, Stronger« lassen zunächst zwar noch brennenden Asphalt fürchten, welcher sich in solchen Gewändern zuletzt 2007 über deutschen HipHop ergoss, doch entpuppt sich gerade die zweite Albumhälfte als überdimensionale HipHop-Komposition im Beat-Pelz. Etwa »Fly« oder»The Entrance«, mit dem anderen australischen Ex-Exil-Berliner Suff Daddy, sind subwoofer-wabernde Westcoast-Operetten für Bass-Freunde, hauchzarte Klavier-Kontakionen wie »Not At Home« treiben den traumwandlerischen Morgentau auf die Drumpads und spätestens wenn sich Deutschraps letzte Autorität Taktlo$$ zum einzig besungenen Gastbeitrag »Uhrwerk 47« bereitstellt, bekommt »Sydney 2« eine Mehr- und Vielschichtigkeit, die andere Instrumentalalben nur in der Gebrauchsanweisung herbeispinnen. Dass sich zwischen den detailverliebten Arrangements bei 16 Anspielpunkten auch ein paar Lückenfüller geschummelt haben, kann angesichts dieser Breitbild-Barkarolen gerne aus dem Sichtfeld fallen.

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