Kurz ein Power Nap gemacht und plötzlich war da ein neues Album von Kendrick Lamar. Ich will ehrlich sein: Mein erstes Gefühl war Überforderung – schließlich verlangen einem Kendrick-Alben (gerne mal) einiges ab – bis ich irgendwann begriff, worum es sich bei »GNX« handelt. Und dann diese Erleichterung! Schließlich ist diese brodelnde, L.A.-zentrierte Platte nicht so konzeptionell aufgeladen wie seine anderen Hauptwerke, sondern konzentriert sich auf geradlinige Banger. Fette Beats, fette Bars, fette Hooks. Gleichzeitig traut er sich auf »GNX« auch, eine humorvolle Seite seiner Künstleridentität zu zeigen, so pusht er seine Stimme manchmal fast ins Froschhafte und bringt uns mit Sätzen wie »Bing-bop-boom-boom-boom-bop-bam/The type of shit I’m on you wouldn’t understand« zum Schmunzeln.
Dass Kendrick Lamar diese In-Your-Face-Route einschlagen würde, hätte ich schon beim Vorgänger »Mr. Morale & The Bug Steppers« (2022) vermutet, aber nachdem er damit ein weiteres hochkomplexes, selbstreflexives Statement veröffentlicht hat, erscheint mir die Einfachheit von »GNX« umso verdienter. Kendrick scheint sich zu entspannen, er lässt uns wissen: Ich bin nur ein Rapper und kein intellektueller Prophet. Was nicht heißt, dass »GNX« frei von Komplexität wäre: In »Reincarnated« wechselt er immer wieder die Perspektive, im Closer »Gloria« gibt es eine Art Plot-Twist. Der beste Rapper aller Zeiten? Gut möglich.

GNX Black Vinyl Edition