Das Gitarristen gerne eine Annäherung an die elektronischen Musik suchen, ist ein altbekanntes Phänomen. Von Christian Fennesz über Robert Aiki Aubrey Lowe bis zuletzt auch Sam Prekop reicht die Defiliercour namhafter Repräsentanten mit diesbezüglich erfolgreichen Ansätzen. Auch Ken Camden vormals Gitarrist des experimentell rockenden Quartetts Implodes, möchte sich hier einreihen. Seine Herangehensweise: Mittels einer mit Stahlseiten bespannten Gitarre und einem E-Bow-Effektgerät, wodurch eine Saite derart elektromagnetisch in Schwingung versetzt werden kann, dass dadurch ähnlich wie mit dem Bogen eines Streichinstrumentes gleichmäßige, lang anhaltende Töne erzeugt werden können, möchte er die klangliche Lücke zwischen Gitarrensound und Synthesizer schließen. Das gelingt ihm auch ausgezeichnet, nur macht das noch kein gutes Album. Was seinem dritten Solowerk »Dream Memory« fehlt, damit Ken Camden mit den oben genannten Musikern die Parade anführen darf, ist Dringlichkeit, Komposition und Catchyness. Alle 8 Stücke von »Dream Memory« bleiben nur Skizzen. Natürlich könnte diese Vagheit als Teil der »Traumidee« gedeutet werden, wenn die Sounds in ihrer Unbestimmtheit nicht so Bild entleert wären, das sie ins Meditative kippen. So klingen bei »Renewal« die Verbindung von Gitarrengezupfe, Vocaltron (einem Mellotron für Stimmen) und synthetisierten Klängen wie jene peruanische Panflötenmusik, die Frauen mittleren Alters in der Fußgängerzone erstehen, um ihre Weltoffenheit zu demonstrieren. Es ist mit seinen 3 Minuten Länge, genau zweieinhalb Minuten zu lang. Allerdings ist das zentrale, »Dream Memory« seinen Namen gebende Stück ein Beispiel wie es hätte gehen können, wenn Ken Camden durchweg Willens gewesen wäre, seinem Soundansatz mehr erzählerische Tiefe zu geben.
Dream Memory