Review

Kelly Lee Owens

LP.8

Smalltown Supersound • 2022

Treffen in der Mitte zwischen Throbbing Gristle und Enya: Für ihr drittes Album arbeitete Kelly Lee Owens mit dem Noise-Künstler Lasse Marhaug zusammen. Das Ergebnis der Zusammenarbeit kam der walisischen Künstlerin selbst so anders im Vergleich zu ihren bisherigen Werken vor, dass sie der Platten den Namen »LP.8« verpasste. (Also weit, weit in der Zukunft der eigenen Diskographie verortet.) Tatsächlich ist »LP.8« deutlich von Noise geprägt. Der elektronische Wohlklang der ersten beiden Platten ist einem Sog aus sehr vielen Einflüssen und Sounds gewichen. Das geht über den Opener »Release« hinaus, der sich in Wiederholung verliert und mit stoischem Takt für Unruhe sorgt. Wieder und wieder schlagen die sphärischen Momente in ein nervöses Zucken im Sound um. Es gibt zwar Insel des minimalistischen Ambient wie »Olga«, doch schlussendlich verlangt dieses Album mehr Arbeit beim Hören als alle Vorgänger von Kelly Lee Owens. Selbst ein Track wie »Nana Piano« sorgt für mulmige Stimmung in diesem Kontext, obwohl darin nur ein Klavier ein paar Töne fallenlässt. In »Anadlu« ringt Owens einem Drone-Sound doch noch Melodie und Rhythmus ab, was diese acht Minuten zu den intensivsten dieses Albums macht. »LP.8« ist ein entrücktes Erlebnis, ein Rückzug ins Innerste, um darin unendliche Weiten zu finden. Dafür gab es schon weiß Gott schlechtere Soundtracks.