Wie viele Acts gibt es noch, die an der sogenannten Schnittstelle zwischen Elektronik und Indie operieren und dort eine gute Figur machen? Nun, die Zweitausender sind lange vorbei, die Zehner auch, und diese Musikrichtung hat einfach massiv an Popularität verloren. Die Kids tanzen eben nicht mehr in der Indie-Disco. Zuletzt hielten zwar Caribou mit »Honey« die Indietronica-Fahne hoch, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine davon ist der letztjährige Depeche-Mode-Support-Act Kelly Lee Owens, die mit »Dreamstate« ihr viertes Album vorlegt und sich dem Genre-Mix von der ätherischen Seite nähert. Wie schon auf ihrem Erfolgsalbum »Inner Song« von 2020 kombiniert sie fette Techno-Beats mit jenseitigen Vocals, die über den Dingen zu schweben scheinen und doch unmittelbar auf die Sinne wirken.
Der Titeltrack exerziert diese Dialektik aus Dancefloor-Kompatibilität und Apathie gekonnt aus und erinnert frappierend an Daniel Averys wohl größten Hit »Drone Logic«. Kein Wunder, ist der Brite doch einer von Owens’ Mentoren. »Love You Got« wiederum klingt im Refrain nach poppigem Tech-House der Nullerjahre à la Maya Jane Coles, haut aber für den Stadionmoment mit scharfen Synthies etwas auf die Pauke, um nicht zu glattgebügelt zu wirken.»Air« wiederum zitiert Barkers verspielten Dub-Techno und maximiert ihn.Alles in allem: Uferlose Build-Ups, die in Zukunft von den größtmöglichen Bühnen in die größtmögliche Menge schallen werden.
Dream State