Die große englische Lyrikern, Rapperin und Wortwelt-Schafferin Kate Tempest kommt zum rechten Zeitpunkt zurück. Das Königreich liegt in den finalen Zügen, sich endgültig zu zerstückeln. Nationalismus und Frust feiern ihre Hoch-Zeit. Als neuer Premier schiebt sich der nächste selbstgenügsame Neokapitalist in die vorderen Reihen. Und wir wissen, dass das für die, die ihn feiern, nur nach hinten los gehen kann. Und wir wissen bereits jetzt, dass er mit großer Mehrheit gewählt wird… Und Kate Tempest erkennt, dass sie an all dem rein gar nichts ändern kann…So ist »The Book of Traps and Lessons« nicht das Album, das womöglich erwartet und auf dem Cover suggeriert wird. Es ist kein offenkundig politischer Protest mit klarer Kampfansage. Kein offenes Lamenti an ein zerbrechendes Britannien. Keine Bestandsaufnahme des verzweifelten Alltags verlorener Menschen, wie sie es auf ihrem Vorgänger »Let Them Eat Chaos« tat. Stattdessen, Katharsis. Kate Tempest kehrt in sich zurück. Macht Politik privat, Privates politisch. Die Veränderung der Welt geschieht nicht über Manifeste. Sie erfolgt über das Hinterfragen und Aufbrechen der eigenen Verhaltensweisen im Privaten. Denn wie soll sich das unempathische, ausbeuterische System ändern, wenn der Anspruch an uns selbst scheitert? Und Tempest kämpft mit sich, mit Gefühlen und Zweifeln, Erinnerungen und inneren Schweinehunden. Der streitbare Rick Rubin und der Freigeist und Tempest-Langzeitkollaborator Dan Carey setzen die Lyrikerin auch musikalisch außerhalb ihrer Comfort Zone ab. Nehmen ihr die vertrauten Mechanismen, hinter denen sich Kate Tempest bislang sicher bewegte. Die Musik rückt in den Hintergrund, Rhythmik wird minimiert, epische Geschichten über andere werden zu flüchtigen Selbstreflexionen. Kate Tempest wirkt nackt, hilflos, auf sich zurückgeworfen. Und behauptet sich. Hold your own!
The Book Of Traps & Lessons