Review

Kangding Ray

Solens Arc

Raster-Noton • 2014

Es passiert selten genug, dass ein Technoalbum konzeptionell wirklich als Album funktioniert und nicht nur als Aneinanderreihung von Singles für den Clubgebrauch. Und es passiert vielleicht ein Mal im Jahr – wenn wir Glück haben – dass dieses Technoalbum auch noch die Kraft besitzt, einem ordentlich den Kopf zu waschen. Für 2014 ist hiermit offiziell der Platz vergeben. Sorry an alle Nachkömmlinge. Auf Kangding Rays viertem Album fließt einfach alles perfekt ineinander. Zerstörte Technotracks mit ausgefransten Basslines und löchrigen Synthesizerspuren bahnen sich konsequent ihren Weg in unsere tiefsten Abgründe, um die große Paranoia loszutreten. Euphorie gibt es in diesen dunklen Winkeln nicht, schon eher ein komplett ausschweifendes Delirium, welches sich wie Christopher Nolans »Inception« immer tiefer gräbt. Verbunden werden diese klaustrophobischen Jagdszenarien durch kurze ambiente Dämmerphasen, die sich irgendwo zwischen Carpenter’scher Dystopie, Boards Of Canada Trauma und intergalaktischer Einsamkeit treffen. Sie lassen ein sekundenhaftes Erwachen nur erahnen, bevor sie erneut zwischen den Druckwellen der Klangzersetzung zermalmt werden. Am Ende stehen wir vor unseren eigenen Schatten… und stürzen mit glasigen Augen hinein.