Es könnte beinahe als politisches Statement (miss)verstanden werden, dass Kane Ikin sein Debütalbum ausgerechnet mit dem Titel »Europa« beginnt. Ein rhythmisiertes Stolpern, gespenstische Leere und ein durchgehendes Rauschen und Knistern durchziehen diesen Track wie auch das Album. Es ist der Klang einer durch Katastrophen und Zerfall herbeigeführten Post-Ära. Einsame Glockenspiele taumeln im Wind. Fliegende Sandkörner bringen Blechdosen zum Singen. Wassertropfen verhallen in endlosen, ausgeräucherten Betonwüsten. Es ist wie ein alter Schwarzweiß-Film – verkrisselt und unscharf. Die wenigen Menschen in diesem Raum wirken fahl und ausgemergelt. Ein Grauschleier spannt sich über ihre Gesichter, wie bei einer längst verlassenen Braut. Irgendwann sollen hier mal blühende Wiesen und Lebhaftigkeit existiert haben, Visionen und Wohlstand. Aber das sind Erinnerungen, derer sich niemand mehr entsinnen kann. So ist das eben mit der Geschichte. Erst kommt das große Krabbeln, dann die Implosion und schlussendlich komplette Entschleunigung. Das hat sogar etwas beuhigendes. Aber wie gesagt, das könnte auch einfach nur ein Missverständnis sein.
Ryuichi Sakamoto / Illuha / Taylor Deupree
Perpetual
12k