Bei keiner Band gehen Artwork und Sound so zusammen wie beim Kammerflimmer Kollektief. Das Karlsruher Ensemble verbindet zurückgenommenen Jazz mit Noise und Elektronik, mal mehr, mal weniger, und das seit kurz vor der Jahrtausendwende, wenn auch in verschiedenen Besetzungen. »Schemen« bildet da keine Ausnahme: Das dunkle Grün der Bäume, der Spiegel, das Verschwommene, all dies findet sich bereits in den ersten Sekunden dieser Platte. Ein Bass wirft seinen Schatten auf die wachsende Instrumentierung, alles entfaltet sich mehr und mehr zu einem heimeligen wie unheimlichen Raum. In »Fünftes Kapitel [kreuzweis]« und in »Drittes Kapitel [ungesagt, dann vergessen]« fahren Kammerflimmer Kollektief den Krach kurzzeitig hoch, doch vielmehr besteht »Schemen« aus diesen Momenten, die sich schmerzlich flüchtig anfühlen. In ihrer Diskografie gehört »Schemen« zu den besten Alben des Kammerflimmer Kollektief. Wie eine Naturgewalt wächst und vergeht dieser Sound, zieht sich zusammen, verläuft sich. Am Ende stehen die Hörer im Walde, alleingelassen, auf sich zurückgeworfen, konfrontiert mit acht Stücken, die sich anhören, als würden sie Wurzeln schlagen, in alles dringen, was sie umgibt. Es braucht Aufmerksamkeit, um hier einzutreten. Wer aber einmal drin ist, wird in der Irritation bald Schönheit finden. Und dann nicht mehr fortgehen.
Schemen