Review

Kammerflimmer Kollektief

Désarroi

Staubgold • 2015

Tape des Jahres 2024

Mit »Désarroi«, seinem zehnten Album, lehnt sich das Trio aus Karlsruhe in puncto Experimentierfreude aus dem Fenster wie noch nie zuvor. Mal treffen wild klappernde Harmonium-Improvisationen und scharfkantige konkrete Kontrabass-Geräusche auf Rockgitarren, groovendes Hip Hop-Schlagzeug, maschinenartiges elektronisches Brummen und kalte digitale Störgeräusche. Im nächsten Moment untermalen Akustikgitarre, gestrichener Bass und schwebende Harmonium-Akkorde Heike Aumüllers zarten Gesang zu einer gefühlvollen Americana-Ballade, die zwischenzeitlich zu etwas eher Bedrohlichem umschlägt, um sich danach ansatzlos wieder zu entspannen. Psychedelic, Dub, Improv und Jazz passen nur scheinbar nicht zusammen und vermischen sich hier zu spannenden und genre-sprengenden Musiken voller Andeutungen, Hinweisen und Déjà-vus. Mal steht ein Songgerüst im Vordergrund, mal die reine improvisierte Spielfreude, dann wieder die besondere Atmosphäre, ein Drone oder der pure Klang. Den Schluss bildet eine Coverversion des S.Y.P.H.-Punkrock-Schlagers »Zurück zum Beton«, umgesetzt mit tänzelndem Latin-Beat, jazzigem Kontrabass und Aumüllers zurückhaltendem Gesang, der einen kräftigen Gegensatz zu dem ironischen Text des Songs bildet. Ein durchgehend spannendes Album.

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