Review Jazz

Kamasi Washington

Harmony Of Difference

Young Turks • 2017

Zwei Jahre nach dem Giganten »The Epic« legt Saxophonist Kamasi Washington eine nicht minder beeindruckende EP nach, die Vielfalt fordert, sich musikalisch aber selbst recyclet. »Harmony Of Difference« bearbeitet in Zeiten so genannter alternativer Fakten und globaler Panik von rechts ein offen politisches Thema: die Schönheit der Vielfalt. Fünf einzelne Stücke leiten dafür auf einen zentralen Kern hin. Aus den Einzelteilen »Desire«, »Humility«, »Knowledge«, »Perspective« und »Integrity« ergibt sich nach der Perspektive Washingtons die Wahrheit des Seins, »Truth«, als Extrakt sowohl für die Argumentation als auch für die EP selbst. Letzteres, ein 13-½-minütiger Bombast, stammt bereits aus den Sessions zu »The Epic« mit The West Coast Get Down. Höchst dynamisch und reich an Details, folgt Washington darin seiner Erfolgsformel von 2015: Leinwand-Jazz nebst Chor-Obligatorik. Das vollständige musikalische Motiv aus »Truth« deutet sich dabei in den vorigen Stücken immer wieder an. Mehr noch drückt sich das gleiche Motiv in unterschiedlichen stilistischen Jazz-Spielarten verschieden aus, um gegen Ende in einer einzigen großen Suite zu kulminieren. Mit der Meta-Implikation der Zusammenführung von Stilen unterschiedlicher Herkunft, soll mittels stilistischer Vielfalt eine harmonische Gemeinschaft skizziert werden. Kamasi Washington zementiert damit seine Rolle als Botschafter eines neuen alten Afrofuturismus.