Ein Album wie eine Walze: Für »Does Spring Hide Its Joy« tat sich die in den USA geborene Künstlerin Kali Malone mit Gitarrist Stephen O’Malley von Sunn O))) und Cellistin Lucy Railton zusammen. Den Sound verband Kali Malone bei den Arbeiten an dem Album so, dass sich kaum Übergänge zwischen einzelnen Stücken ausmachen lassen, »Does Spring Hide Its Joy« ist ein gigantisches sich ständig veränderndes Universum in mal sehr feinen, mal gewaltigen Klängen. Harmonie und Drone stehen dabei wie selbstverständlich nebeneinander. Das Album entstand im Frühjahr 2020, gemeinsam mit Railton und O’Malley konnte Malone das Berliner Funkhaus und MONOM erkunden, die leeren Konzertsäle für neue Musik nutzen. All dies lässt sich natürlich auch mit entsprechendem akademischem Überbau erfahren: Sinusoszillatoren und Obertöne, Interferenzmuster und anderes Vokabular lässt sich zu diesem Album auspacken. Doch der Minimalismus, die Kraft von »Does Spring Hide Its Joy« lässt sich nur erkennen, wenn man sich viel Zeit für dieses Album nimmt, sich ganz auf diese Momente, dieses Verschieben, diesen Wandel einlässt. Warum das so fremd und doch so vertraut klingt? Laut Kali Malone spiegelt sich in den Aufnahmen natürlich die veränderte Wahrnehmung der Zeit in den ersten Monaten der Pandemie wider, als die Tage keine Struktur mehr hatten, als Wochen verrannen und alles infragestand. Ein Album, das diese Zeit perfekt in eine Kunstform wandelt, das herausfordert und beschäftigt. Und genau das macht diese Walze so großartig.
Acronym & Kali Malone
The Torrid Eye
Stilla Ton