Review

Julian Lage

Speak To Me

Blue Note • 2024

Julian Lage ist das, was man ein Wunderkind nennt, weil wir es nicht wissen. Dass der Amerikaner Jazz-Akkorde schon mit der Muttermilch aufgesogen hat, sollte man aber wissen, wenn man sein viertes Album für das altehrwürdige Label Blue Note hört. Seit seiner Kindheit aber hat Lage vieles gemacht, zum Beispiel mit Wut oder Glückseligkeit. Kürzlich aber wandte er sich seiner Gitarre zu und flüsterte: »Speak To Me«. Daraufhin schlug die Gitarre das Songbook auf und spielte den Blues. Julian Lage musste nicht viel tun. Die Magie passierte. Einfach so. Nicht umsonst wird er Wunderkind genannt. Wer dem Mann aus dem schönen Santa Rosa zuhört – am besten über sehr teure Kopfhörer – wird mir zustimmen. Alle anderen drehen die Laptop-Lautsprecher auf und bekommen trotzdem avancierte Lagerfeuer-Sadness an den Nebenschauplätzen des modernen Cowboy-Daseins. Dass die Saiten nicht unter melancholischem Galgendrama baumeln, hilft bei der Vorstellung, dass zwischen uns und Lage nur seine Gitarre und der eine oder andere Co-Cowboy die Sicht versperren. Für eine genauere Betrachtung kann man aber auch einfach das hübsche Cover dieser schönen Platte zur Hand nehmen.