Review

Judy Bailey Quartet

Colours

The Roundtable • 1976

Eine Platte namens »Colours« in schwarze Pappe zu hüllen, ist ein cringey Joke, der aber gar nicht mal so schlecht ist – zugegeben. Wie immer gilt aber, was drinsteckt und das ist in diesem Fall eine fulminante, warme Jazz-Funk-Session, die über zwei Tage in einem Studio in Sidney aufgenommen wurde. Das war bereits im Mai 1976 und die dazugehörige LP ist die wohl erste australische Platte jemals, auf der ein Roland HP 860 Electric Piano, hier von der Bandleaderin Judy Bailey persönlich, gespielt wurde. So kommen wir in den Genuss Glocken- und Harfen-ähnlicher Klänge, die sich oftmals als Akzente in die groovy Songs schmuggeln, feine Kontrapunkte setzen und sich zwischen dem Bass des Hauptsongwriters Ron Philpott, den smoothen Sax-Sounds von Ken James und den Break-Beats von John Pochee durchzusetzen wissen.

»Toledo« ist eine Komposition, die man sich auch von einem Library-Orchester inszeniert vorstellen könnte und besticht durch Querflöten-Licks und Piano-Solopassagen. »The Eleventh Song« hingegen ist ein ausgeklügelter Mix aus Bebop- und Modal-Sounds, der Fusion und Spiritual zitiert, während »Fall Down Dead« geradewegs auf den funkigen Groove zielt und auch Bob James gut zu Gesicht stehen würde – womit klar ist, wohin die Reise dieser viel gepriesenen und nun endlich wiederveröffentlichten LP geht. Auch wenn das Cover dies verschweigt.