Mit »Aunes« präsentiert Judith Hamann ein Album voller intimer Song-Reflexionen, die über mehrere Jahre und an verschiedenen Orten der Welt entstanden sind. Die in Berlin lebende Australierin, die als Cellistin und Komponistin bekannt ist, setzt dabei neben ihrem Hauptinstrument verstärkt ihre Stimme ein – nicht im klassischen Sinne des Gesangs, sondern als klangliches Element, das durch Hauchen, Räuspern, Singen, leises Sprechen und Field-Recordings eine vielschichtige, atmosphärische Tiefe erzeugt. Ergänzt werden diese vokalen Schichtungen durch oszillierende Synthesizer, improvisiertes Orgelspiel und die sorgfältige Klanggestaltung, die ihre Arbeiten prägt. In Kooperationen mit Künstlern wie Alvin Lucier, Oren Ambarchi, Jules Reidy oder CS+Kreme hat sie bereits vielseitig jenseits klassischer Konventionen experimentiert. Auch frühere Soloalben wie »Music for Cello and Humming« zeigten ihre Vorliebe für Umweltaufnahmen und improvisiertes Summen zu ihrem Cellospiel.
Auf »Aunes« wirkt all das tiefer in der Komposition verankert, tiefer im sich bedächtig bewegenden Kosmos aus durchdachter Improvisation und elektroakustischem Arrangement. Charmant elastisch pendelt ihre Stimme von gedämpftem Zischen zu wortlosen Lauten und versunkenem Summen, während Windgeräusche und zirpende Grillen wie impressionistische Momentaufnahmen auftauchen. Das epische Schlussstück »neither from nor towards« breitet sich zum Ende auf 16 Minuten aus, gewährt dem Cello viel Raum, während ihr eigentümlich einnehmender Gesang in zwei verschiedenen Aufnahmen als Overdub um die Töne tanzt und zum Deep Listening auffordert.

Aunes