Es ist verwunderlich, dass zwei Größen der elektronischen Musik aufeinander treffen können und dabei so dermaßen uninspiriertes Material herauskommt. Netterweise könnte man von ruhig, entspannt, unprätentiös und ausgeglichen sprechen, vielleicht sogar die Minimalismus-Keule hervorholen. Diesen Standpunkt über die Dauer aller acht Titel zu halten, hat dann aber mit sehr viel Selbstdisziplin zu tun. Die Suche nach dem Grenzgang auf »Borderland« wird zumindest echte Sisyphusarbeit. Ein stetiger Electrobeat, ein kleiner Dubbass-Whoop und drumherum ein wenig minimalisiertes Gedudel mit den üblichen Piano-Hooks. Kompositorisch also die immer gleichen Taschenspieler-Tricks. Hatten die Großmeister Atkins und von Oswald überhaupt Spaß im Studio? Was war da die Drogenrausch-Kollaboration der beiden Elektronik-Schwergewichte Aphex Twin und µ-Ziq annodazumal noch zum Schreien komisch (»Mike & Rich«, Rephlex). »Borderland« wirkt, als ob Atkins und von Oswald ihr Erbe wie Atlas auf den Schultern lastet und sie dieses zu ernst nehmen. Keiner traut sich so richtig aus seiner Ecke. Offenbarungsmomente liegen fern. Niemand lässt die Hosen runter. Dadurch wirkt die Musik vor allem gehemmt und alles andere als cluborientiert – wie es das Label Tresor suggerieren möchte. Allein »Digital Forest« baut ein wenig Druck auf. Der Rest fließt so dahin und schnell vorbei.
Borderland 1/3