Es ist keine Schande, wenn man das Solo-Werk von Jothan Callins nicht kennt: Es besteht nur aus dieser einen Platte, die 50 Jahren endlich geborgen und wieder aufgelegt wird. Über die Umstände dieser spirituellen Erfahrung in Schallplattenform weiß man vergleichsweise wenig; auch über Callins sind uns nur eine Handvoll Infos bestätigt. 1942 in Birmingham, Alabama, – dem Zentrum der Segregation und des weißen Rassismus‘ in den USA – geboren, war er ein Autodidakt an Trompete UND dem Kontrabass. Dies machte ihn zu einem beliebten Session-Musiker: Für B.B. King spielte er genauso wie für Stevie Wonder. Am bekanntesten ist er derweil für seinen vier Jahre währenden Aufenthalt im Raumschiff, das sich Sun Ra Arkestra nannte und nennt. Bei Sun Ra, der ebenfalls aus Birmingham stammte, spielte er bis zu dessen Tod im Mai 1993. Und dann ist da eben diese Platte: »Winds Of Change«. Nicht zu verwechseln mit dem Klassiker von den Scorpions. Nein, hier wird feinster Spiritual-Jazz gespielt; besser: zelebriert! Vertieft in die Arbeit an der Trompete holte sich Callins hier mit Cecil McBee einen der renommiertesten Kontrabassisten der Post-Bob-Ära mit ins Boot. Diese Aufnahme aus New York City, wo Jothan Callins zu der Zeit unterrichtete, ist natürlich auch ein Zeugnis davon, dass immer noch enorme Schätze der Jazz-Geschichte verborgen und verschüttet sind. Und ausgegraben werden müssen.
Winds Of Change