»Natürliche Information« ist ein rätselhafter Begriff. Ist sie die Information, die in »der Natur« steckt wie die DNA in einer Zelle? Oder sind es nicht-menschliche Informationen, die sich bunt verstreut in der Natur finden, der Bienentanz zum Beispiel? Ganz gleich, wie Joshua Abrams den Titel seines vor zehn Jahren erschienenen Albums meinte, der Begriff hat ihm so gut gefallen, dass der Chicagoer Bassist bei der Gelegenheit gleich noch die Natural Information Society gründete, was wohlgemerkt bloß ein Bandname ist. Bleibt aber hängen. Wie diese dem beherzten Zugriff gegenüber sich fast spröde selbst behauptende Musik. Im Zentrum ruht Abrams’ bevorzugtes Instrument, die Gimbri, eine dreisaitige Kastenhalslaute aus Nordafrika. Der mit Lederhaut bezogene hölzerne Korpus und die Schafsdarmsaiten sorgen für einen im Vergleich zu einem Kontrabass etwas dünneren, singenden Klang, irgendwo halbwegs in Richtung Gitarre. Zusammen mit seinen Mitstreitern an »echter« Gitarre, Trommeln, Vibraphon oder Harmonium erzeugen sie einen Informationsfluss, der eigentlich hochgradig künstlich ist, da Joshua Abrams tribalistische ethnische Einflüsse mit Jazz, Minimal Music und psychedelischen Grooves kreuzt, sogar Synthesizer sind mit im Spiel. Doch der dezent körnige Widerstand der einzelnen Instrumente fließt so, nun, natürlich, dass der Plattentitel auf einmal Sinn ergibt. Womöglich gerade dann, wenn man nichts versteht.
Natural Information