Meet Jordan Rakei Wunderkind des Soul-Revivals. Der Druck ist hoch, seinem EP-Hype mit einem Debüt-Album gerecht zu werden. Das und viel mehr schafft der Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist auf »Cloak«, das überrascht. Während die Konkurrenz den Soulection-Sound zum hundertsten Mal durchnudelt verschmilzt hier Neo-Soul mit Jazz, eingespielte Post-J Dilla-Drums mit Afrobeat- und Dub-Referenzen. Jordan Rakeis unverhüllter Gesang ist die Konstante von, wobei Instrumentierung und Produktion mindestens genauso scheinen dürfen. Die detailverliebten Songs erinnern hin und wieder an D’Angelo & The Vanguard, mit ihren plötzlichen Tempowechseln, ihrer Loopverliebtheit und den ungewöhnlichen Rythmen aber eher noch an Robert Glasper oder BBNG mit einem unheimlich talentierten Sänger. Klar, hier wird der Herzschmerz nicht neu erfunden, aber Jordan Rakei scheitert eben nicht da, wo viele Sänger und Komponisten mit Hip-Hop-Hintergrund hängen bleiben: er rappt nicht über Beats, seine Songs sind vielseitig und durchdacht. Manche sicher mutiger als andere, doch selbst die weniger bahnbrechenden Titel bereichern das Album. Das ergibt eine unerwartete Vielfalt an Klängen, Melodien und Rhythmen, ohne dass »Cloak« zusammengewürfelt klingt. Wenn man sich dann erinnert, dass der junge Mann erst Anfang 20 ist, wird das Ganze plötzlich unangenehm und man fängt an sich unangenehme Fragen zu stellen. Hätte ich weiter Klavier spielen sollen?
Cloak