Rein vom Timing her, hätte Jokers Debütalbum wohl vor zwei Jahren auf dem Gipfel seines Hypes weiß Gott besser gepasst. Dass die Platte nun überhaupt erscheint und er kein Debakel Detox’schen Ausmaßes erlebt, hat Liam McLean dann letztlich den Indieboys von 4AD zu verdanken, die sich nach Zomby nun den nächsten Dubstep-Burschen ins Labelroster holten. Wie auch immer, mit dieser Businesspower im Rücken schielt Joker ganz offenkundig eher Richtung BBC Radio 1 Charts als auf die Early Adopter im RBMA-Publikum. Benga, Skream und Artwork haben nun einmal vorgemacht wie man die Moms in den Midlands mit Dubstep erobert und so ist sich auch Joker nicht zu schade, den Kinderchor (Lost) oder den dänischen Synth-Rocker Silas (Slaughter House) vor den Albumkarren zu spannen. Doch wer aufgrund der Vocalists empört »Sell Out« schreit denkt zu eindimensional, schließlich arbeitet der Produzent seit Jahren mit Sängern und MCs zusammen. Von der Bastardisierung des Genres und Brechreiz-Wobble-Geballer à la Skrillex oder Rusko ist The Vision dann auch glücklicherweise weit entfernt. Jokers signifikante Synthlines ziehen sich gewohnt sleazy durchs Album und mit Back In The Days wartet schließlich ein fieses Brett im Stile von Gully Brook Lane oder Purple City. Gemessen an der Klangästhetik fügt sich das Album logisch in den bisherigen Releasekatalog des Bristolian ein, auch wenn es vielleicht den Mut und Variantenreichtum vermissen lässt, der z.B. Rusties Glass Swords so herausragend machte. Und wer sich an den Vocals stört, greift einfach zur Instrumentalversion, die Joker kürzlich selbst via Facebook für umme feilbot.
The Vision