Bei John T. Gast muss man nehmen, was kommt. An Informationen ist das nicht viel: Eine Webseite, die mit hermetisch-wurstigem Humor knappe Release- und Gig-Hinweise unter Youtube-Fundstücke und Bildästhetiken aus dem Rave- und Netz-Altertum mischt. Producer-Credits auf Blunt+Copelands »Black is Beautiful« einige CD-Rs, eine EP auf Men Scryfa, eine mexikanische (!?) One-off-Split mit Copeland Tour mit Blunt Laut knappem Presseinfo war der Winter kalt und die Frau wohl knatschig. In der Tat fegt auf »Excerpts« der Wind über abgeerntete Felder, in deren Untergrund die Doom-Maschine brummt, und stellenweise wird in der Tat der Druck so schwer, dass die Musik darunter zusammenbricht, ausgebremst und in den klammen Boden gepresst wird. Das alles klingt nicht besonders einladend, wenn nicht gar abweisend. Während man da nun im Grau herumsteht, eingeklemmt zwischen Oben und Unten, kommt Gast von hinten. In dubbig brütendem Acid sprießen neonkalte 80er-Phrasen (»Infection«), dumpfer Unterwasser-Industrial entwickelt Groove und Momentum, beginnt zu fließen (»Congress«), und wenn sich »Ceremony» endlich mitsamt Piano in neoromantische Nacht aufschwingt, ist Grau das neue Schwarz, hat das Album sein Herz so weit geöffnet, dass man seine spröde Schönheit ahnt. Als Folge nehmen die kreisend-schabenden Loops, der LoFi-Sample-Dada und die elegischen Horrorsoundtrack-Miniaturen, drückende Beats und orchestrale Bögen Kontur an, spitzen Melodiefragmente einem die Ohren, tauchen im Nebel so lange immer wieder kleine neue Wendungen auf, dass man sich in ihm zuhause einrichtet. Um im Planet-Mu-Universum zu bleiben: Irgendwo in der Nähe des plattgewalzten Noir-Jazz von »White Noise« liegt Gasman begraben, und im Effekt-Dub von »Sedna« glaubt man sich schon im Garten von Ekoplekz angekommen. Mit bedrückter Stimmung so verführerisch bei Stange gehalten zu werden hat man zwar selten auf der Bestellung, genau darum aber eignet sich »Excerpts« als verlässliches Nachtlicht.
Excerpts