Review

John Savage & Stuart Baker (Hg.) – Punk 45

The Singles Cover Art Of Punk 1976-80

Soul Jazz • 2013

Die Punk-Bewegung ist ein Kind der 1970er Jahre. Das beste Medium, mit dem seinerzeit Musik und Attitüde des Punk transportiert wurde, war die 7″-Single. Denn: _»Nothing facilitated more easily the insistent impulse to make your statement immediately, before the opportunity dissapeared.« Diese Zeilen stammen von dem britischen Musikexperten Jon Savage. Sie sind der Einleitung seines neuen Buches »Punk 45 – The Singles Cover Art Of Punk 1976 – 80«, das er gemeinsam mit Stuart Baker realisierte, entlehnt. Nach dem Vorwort beginnt der Band entgegen seines Titels mit der Vorstellung von Releases, die ab 1969 als eine Art Pre-Punk der Bewegung eine Richtung wiesen. Savage und Baker erkennen z.B. in den Stooges, MC5 und Patti Smith solch frühe Wegbereiter. Die fünf abgehandelten Years of Punk selbst werden durch internationale Releases umfangreich abgedeckt, chronologisch und nach Erscheinungsort sortiert. The Ramones eröffnen mit ihrer Debut-Single Blitzkrieg Bop die über 300 Seiten lange Auflistung. Sie featured Bands wie Electric Eels, Black Flag, The Germs, Siouxsie And The Banshees, Dead Kennedys und die ehemaligen Industrial-Elektroniker Cabaret Voltaire, bezieht berechtigterweise New Wave-Acts wie Devo, Blondie und Joy Divison mit ein und erklärt auch Elvis Costello zum Punk. Natürlich ist das eher eine Angelegenheit für Liebhaber der Materie, zum Glück aber auch herrlich streitbar. Freunde dreiakkordigen Geschraddels werden den schönen Bildband als Augenschmaus und Fundgrube schätzen. Und Anhängern jedweder DIY-Kultur, egal ob Punk oder whatever, kann es Inspiration und Motivation sein. Das ist auch der Hauptgewinn, den der Band erzielt: Er zeigt anhand der Sleeve-Designs deutlich die Verweigerungshaltung sowie die konsumkritische, systemunterminierende, pro-feministische, Homophobie anklagende, pazifistische bis anarchistische und anti-patriarchalische Attitüde der Bewegung auf – und wie diese Aspekte mittels einfacher Pencil-Art und Collagen kostengünstig umgesetzt werden können, ohne allzu plakativ oder eben doch in aller Deutlichkeit rüberzukommen. Dass das Artwork der 7″-Singles jedoch mitnichten nur billigst zusammengeschustert wurde, wird ebenfalls offenbar. Komplettiert durch Interviews mit Label-Inhabern, Graphikern, Musikern und Shop-Betreibern, denen ein großzügiger Raum beigemessen wird, besticht der Band zudem durch Inhalte, die den durch die abgebildeten Sleeves generierten Infogehalt ergänzen und bereichern.