Es gibt sie noch, diese Platten, die wie ein Fiebertraum seltsame Bilder in den Frontallappen projizieren. »Hot« von John Lamkin ist eine dieser LPs, die mit jedem Hördurchgang neue Fragen aufwirft – viele davon einstweilen unbeantwortbar. Ein paar Antworten können wir dennoch liefern: John Lamkin wird Anfang der Sechzigerin New Jersey geboren, lernt dort Trompete und studiert in South Carolina Musical Education. Später zieht er nach Baltimore und übernimmt für 30 Jahre die Leitung des Musikinstituts der University of Maryland Eastern Shore.
1984 produziert, schreibt, arrangiert, presst und distribuiert er seine erste (und vielleicht einzige offizielle) LP selbst. Was zunächst etwas awkward klingt, ist es gar nicht – »Hot« ist vielmehr das Testament einer besonderen Hingabe zur Musik. Nicht nur der Maestro selbst beweist das mit glühenden Trompetensoli, sondern auch seine Band – zusammengesetzt aus Jungs aus der zweiten, dritten, vierten Reihe – schweißt richtig einen ab.
Der bekannteste Name ist noch Bassist Tony Bunn, der immerhin zwei Jahre das Arkestra von Sun Ra begleiten durfte. Seine Läufe sind entsprechend nicht von dieser Welt und einfach nur overpowered as fuck. Doch es gilt zu betonen: Hier sind wirklich alle on point, selbst wenn sie keinen großen Namen tragen. In gewisser Weise macht gerade das den Reiz dieser feinen Merkwürdigkeit aus.

Hot