Review Hip-Hop

John Glacier

Like A Ribbon (Three EPs)

Young • 2025

Von Gil Scott-Heron über Saul Williams bis hin zu Kae Tempest – es gab und gibt einige Spoken-Word-Künstler*innen, die auf der großen Bühne der Popmusik für Furore sorgten. Spätestens mit ihrem offiziellen Debütalbum »Like A Ribbon« kann sich John Glacier in diese Reihe einreihen. Die in London lebende Dichterin, Produzentin und Sängerin rappt auf den elf sehr unterhaltsamen Tracks nicht, sondern singt und sprengt zusammen mit Kwes Darko alle Genregrenzen. War Glaciers Mixtape »SHILOH: Lost For Words« von 2021 klanglich schon sehr abwechslungsreich, so ist es inhaltlich eher hermetisch und sehr persönlich, mit Texten wie Tagebucheinträgen.

Auch dank des Inputs von Flume, Andrew Aged, Surf Gang, Eartheater, Sampha und vielen anderen ist das neue Werk klanglich noch vielschichtiger geworden: Von fast punkigen Gitarren (»Money Shows«) über Grime- und Trap-Referenzen auf »Emotions« bis hin zu Trance-Synths und Dancehall-Anklängen hört man in dieser halben Stunde sehr unterschiedliche, aber nie beliebige Musik. Im tiefsten Hackney-Akzent und distanziert meditativem Flow erzählt Glacier zwar immer noch viel über sich selbst. Aber sie tut es so zugänglich und universell zugleich, dass am Ende Geschichten zwischen kurzer Euphorie und immer wiederkehrenden Alltagskämpfen, Hoffnung und Verzweiflung entstehen, die gut beschreiben, welche psychischen Herausforderungen, aber auch Belohnungen uns alle in der modernen Welt erwarten.