Review

John Carroll Kirby

Dance Ancestral

Stones Throw • 2022

»Ich stelle mir vor, wie Laraaji mit dem Gefühl aufwacht, von der Sonne gesegnet und inspiriert zu sein«, sagte John Carroll Kirby, bevor er sein neues Album »Dance Ancestral« veröffentlicht. Und er weiß selbst, wie sich das anhört. Kirby arbeitet seit Jahre als Produzent, Komponist und Session-Musiker. Die Liste der Zusammenarbeit ist lang wie prominent: Solange, The Avalanches, Frank Ocean, Harry Styles, Shabazz Palaces und andere. Trotzdem brauchte er genau Laraaji für diese beiden Zeilen: »Dawn of a new day, morning light, morning light.« Cringe. So würden sich diese Zeilen bei jedem anderen Künstler anhören. Aber nicht bei Laraaji, der mit Brian Eno vor Jahrzehnten an einem Album der Ambient-Serie arbeitete. Allerdings erfordert »Dance Ancestral«, das fünfte Album von John Carroll Kirby bei Stones Throw, beim Publikum sowieso ein offenes Ohr für Esoterik und New Age. Auch abseits dieser zwei Zeilen. Der deutliche Funk-Einfluss wie in »Frog Life« passt zwar nicht zum Soundtrack einer Physiotherapie-Praxis, aber der US-Musiker aus Los Angeles verarbeitet deutlich einen spirituellen Ansatz auf dieser Platte. Die Grundlage bereitet ein dezenter Bass, doch verspielte Melodien wie in »Messages in Water« blubbern dazwischen vor sich hin. Alles fließt. Was zur Idee dieser Platte passt. Es geht lose um genau einen Tag, aber nicht nach Stunden aufgeteilt. Ein intuitiver Tanz steckt da drin. Abseits von Laraajis Auftritt bleibt »Dance Acestral« entsprechend sphärisch instrumental. Das Ergebnis: ein meditativer Sound, der ins Extrovertierte geht. Wer da reinkommt, fühlt sich von mehr als nur der Sonne inspiriert.