Eigentlich ist Cher an allem Schuld, die böse Hexe mit ihrem Autotune-Fluch. Der hat nicht nur so manchen HipHop- und Dancehall-Tune auf dem Gewissen, sondern nun auch Teile des neuen John Cale-Albums. Dabei macht der 70-Jährige erstmal alles richtig: eine moderne Produktion und teilweise recht poppige, wenn auch etwas vage Songs verbinden seine musikalischen Heldentaten der Vergangenheit mit seiner Neugier, aktuellen Trends (v.a. im HipHop-Bereich) und zukünftigen Entwicklungen nachzuspüren und für sich zu vereinnahmen. Die Zusammenarbeit mit Danger Mouse war deshalb eine richtige und konsequente Entscheidung, passen die typisch knochentrockenen Drums doch formidabel zu Cales’ kratzigem Organ, das an manchen Stellen an den kleinen Bruder von Mark Lanegan erinnert. Wie der Titel bereits vermuten lässt, ist auch die erschaffene Atmosphäre im Nookie Wood zwielichtig, seltsam und gespenstisch, im Titelsong gar nahezu furchteinflößend schaurig. Doch dann kommt »December Rain«: Autotune-Gequietsche statt einer Gesangsmelodie – und das bleibt leider keine Ausnahme. Der Effekt kommt gefühlt in jedem zweiten Song zum Einsatz und macht so entweder ein womöglich spannendes Album kaputt oder aber demaskiert Cale als Gimmick- und Gadget-abhängigen Produzenten, der langsam zu alt wird, um den Zeitgeist geschickt für musikalische Zwecke zu nutzen.
Shifty Adventures In Nookie Wood