Er ist einer der berühmtesten Komponisten der Minimal Music, kommt aber in der Regel knapp hinter dem Dreigestirn Steve Reich, Philip Glass und Terry Riley. Dabei hat John Adams die bedeutendste Symphonie der Richtung geschrieben: »Harmonielehre«, in der er das Prozesshafte der Minimal Music mit spätromantischen Gesten verbindet, gilt bis heute als sein Hauptwerk. In der großen John Adams-Box »Collected Works«, die sein Label Nonesuch jetzt herausgebracht hat, steht es an Anfang und Ende der 40 CDs mit Aufnahmen aus über 40 Jahren. Die erste Einspielung von »Harmonielehre« mit der San Francisco Symphony unter Edo de Waart von 1985 wirkt strenger als die farbenreiche Interpretation, die Adams selbst mit den Berliner Philharmonikern als deren Artist-in-Residence gut 30 Jahre später beisteuerte. Dazwischen gibt es neben weiteren Klassikern von John Adams wie dem Orchesterstück »Short Ride in a Fast Machine“ (1985) oder den Opern »Nixon in China« (1987) und »The Death of Klinghoffer« (1991) auch weniger Bekanntes wie »Hoodoo Zephyr“ (1993) für Synthesizer, in dem er kreativ die Möglichkeiten der MIDI-Technik nutzt. Und Adams, der sein Schaffen seit den 1990er-Jahren als »Post-Minimalismus« bezeichnet, tritt keinesfalls ausschließlich mit seiner eigenen Musik in Erscheinung. Auf dem Album »American Elegies« ist er vorwiegend als Dirigent der Werke anderer Kollegen zu erleben oder auch als Arrangeur, wie in den »Five Songs« des US-amerikanischen Avantgarde-Pioniers Charles Ives. Höchste Zeit, den hierzulande gern zu Unrecht etwas übersehenen Adams genauer kennenzulernen.
Collected Works