Gesänge wie aus unterschiedlichen Kulturkreisen, nervöse Percussions, artifizielles Vogelzwitschern oder verfremdete und zerrissene Klavierpassagen – die Musik von Jörg Thomasius auf »Acht Gesänge der schwarzen Hunde« klingt immer ganz eigen, ungewöhnlich und fordernd. Völlig anders, aber genauso gut der Schlusstrack: Die entspannte und hypnotisch repetitive »Meditation« erinnert stilistisch an die Berliner Schule der siebziger Jahre um Tangerine Dream und Klaus Schulze, verzichtet dabei jedoch komplett auf jegliches symphonisches Pathos. Jörg »Tomato« Thomasius, Jahrgang 1955, veröffentlichte seit Mitte der 1980er Jahre äußerst experimentierfreudige elektronische Musik jenseits gängiger Genre-Grenzen. Der Ostberliner beschäftigte sich schon früh mit westdeutscher progressiver Musik, arbeitete mit dem Komponisten Dieter Zobel und dem frei Improvisierenden Ensemble Das Freie Orchester zusammen und gelangte später über Tonbandexperimente zur elektronischen Musik. 1985 schließlich kommt es zur Zusammenarbeit mit dem Westberliner Klangkünstler Conrad Schnitzler. Durch die Veröffentlichungen auf seinem Label Kröten Kassetten ergeben sich zudem Kontakte nach West-Europa und den USA und gemeinsame Projekte mit Musikern wie Lars Stroschen, Guido Hübner (Das Synthetische Mischgewebe) oder Doc Wör Mirran. Ende der neunziger Jahre verstummt Jörg Thomasius plötzlich. Seine spannende und ungewöhnliche Musik verdient aber auch im Jahr 2022 noch Aufmerksamkeit. Ein Beweis ist diese Zusammenstellung, die nur einen winzigen Bruchteil seiner vielen Veröffentlichungen zu zeigen vermag. Eine tolle Compilation. Da kann gern noch mehr kommen!
Acht Gesänge Der Schwarzen Hunde