Review

Joe Bataan

Drug Story

Now-Again • 2024

Mit »Drug Story« finden die Reissues von Joe Bataans Ghetto Records ihren krönenden Abschluss. Von den großen Plattenfirmen ebenso enttäuscht wie ausgebeutet und auf der Suche nach kreativer Selbstbestimmung, gründete Bataan vor gut einem halben Jahrhundert kurzerhand selbst ein Label für Latin Funk. Ein Genre, das nicht zuletzt durch Joe Bataan selbst Anfang der 1970er-Jahre über die Barrios von New York hinaus bekannt wurde. Aus der Not geboren, aber mit viel Enthusiasmus erschienen zwischen 1970 und 1972 nur sechs Alben auf Ghetto Records – die Aufnahmen zu »Drug Story« sind bis heute unveröffentlicht. Die neun Songs zeigen Joe Bataan auf der Höhe seines Könnens: Besonders bemerkenswert ist das zwölfeinhalbminütige Titelstück, das virtuos zwischen Soul, Funk und Salsa changiert. Auch der puerto-ricanische Pianist Eddie Lebron, der als erster auf Ghetto Records veröffentlichte, ist wieder mit zwei Songs vertreten, ebenso wie The Edwards Generation und One’Sy Mack. Die Aufrichtigkeit und die Frische des musikalischen Ausdrucks hält bei allen Musikern so unterschiedliche Inhalte wie eine Art Grabrede (»(Goodbye Adios) Roberto Clemente«) und Liebeslieder, kriminelle Straßenszenen und motivierende Sing-Alongs (»School Is In«) zusammen. »Drug Story« ist ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte, das zeigt, dass D.I.Y. nicht nur ein Konzept des Punk war.