Review Folk

Jim O’Rourke

Simple Songs

Drag City • 2015

»Nice To See You Once Again/Been a long time, my friends/Since you crossed my mind at all« Danke Jim O’Rourke dasselbe könnten wir über dich sagen, wenn es nicht so schmerzlich in die Tasche gelogen wäre. 2009 sahen wir dich offiziell das letzte Mal allein (abgesehen von den »Steamroom«-Releases 2013 via Bandcamp). Als »The Visitor« bliebst du damals nicht lang, lulltest uns mit deiner Interpretation von Americana in einen seligen Schlaf, doch ehe du wieder in deine Wahlheimat Tokyo abgehauen bist, hast du noch schnell der schwarzen Katze meiner Mutter ein Ku-Klux-Klan-Gewand übergezogen. Wir verzeihen dir das, wir kennen deinen Humor, der sich natürlich vor allem in deinen Texten äußerst, auch wenn man dir dabei nicht selten Misanthropie und Grausamkeit vorwirft. Gut siehst du aus, schlappe 25 Jahre nach deinem Debüt und deinem kurzweiligen Gastspiel bei Sonic Youth 25 Jahre in denen ca. 125 Platten entstanden sind, die in irgendeiner Form deinen Namen tragen. Als Produzent und Kollaborateur verdienst du eine eigene Hall of Fame, warst du für die besten Platten von Stereolab Wilco oder Beth Orton verantwortlich. Hast dich eloquent einmal durch die komplette Bandbreite aller Genres geritten und verbringst den Großteil deiner Zeit mit Avantgarde-Ikonen wie Merzbow oder Keiji Haino Doch warum erzähle ich dir das… Du sagst, du warst gerade in der Gegend Plüschhasen kaufen. Hattest noch ein paar »Simple Songs« im abrasierten Bart, die natürlich nur »simple« anmuten, aber im Prinzip, wie seit »Eureka«, komplex und unkonventionell geschichtete Kompositionen als Mitsing- bzw. White-Dude-Rock verkaufen. Alles Maskerade. Du erzählst von Händen, die ein Eigenleben führen, von Halb-Lebens-Krisen, wie du es nennst, von Löchern in Autotüren, während deine Tokyoter Backingband mit dramatisch aufsteigendem Streicher- und Klavier-Süßholz über deine derben Worte hinwegtäuscht – und wir haben wie immer keine Ahnung, ob du gerade Existenzkrisen bewältigst oder uns beleidigst. »Please don’t cry/I might enjoy that«. Völlig gleich, es war höchste Zeit, dass du mal wieder rumkommst. Aber die pinke Schrotflinte nimmst du bitte wieder mit, okay?