Jim Jones ist ein Geschichtenerzähler. Einer, der oft mehr zu sagen hat, als ein Takt zulässt. Normalerweise ist der New Yorker in seiner über 20 Jahre andauernden Karriere dabei oft auf die Lücken zwischen den Zeilen ausgewichen – böse Zungen behaupten gar, die wahren Alben würden sich in den Adlips abspielen. Doch eigentlich hat es nur ein Produzenten-Genie wie Harry Fraud gebraucht, um zu zeigen: Jim Jones ist drumlos glücklich. Jazzige Samples, keine klatschenden Kicks, die auffallen lassen, dass Jim neben dem Takt landet und ganz viel Atmosphäre – das ist das Geheimrezept von »The Fraud Department«. Doch die beiden wirken nicht nur wie ein eingespieltes Team, speziell Jim Jones ist so präsent und präzise wie zuletzt vielleicht auf »Hustler’s P.O.M.E.« von 2006. Das ewige Dipset-Member ist trotz Entrepeneurtums (beispielsweise mit High-Class-Alkohol) immer noch ein Kid aus Harlem und auch ihn hat Black Lives Matter nicht kalt gelassen. Neben ein bisschen überflüssigem Bling (»Bada Bing«) scheut sich Jones nicht vor sozialen Themen. Die Erwähnungen von George Floyd wirken glaubhaft und ehrlich. Wenn dann auch noch Conway the Machine von Griselda darüber rappt, dass auch sein Onkel von der Polizei getötet wurde, überzieht Gänsehaut den Körper. Das alles ist umso überraschender, hätte vor 15 Jahren wohl keiner gedacht, dass Jim Jones weit vor Juelz oder Cam’ron von den ehemaligen Diplomats auch 2021 noch relevant ist. Umso schöner ist dieses hochklassige, wunderbar unaffektiert produzierte und unvermittelt gesellschaftspolitische Rap-Album.
The Fraud Department