Keine Ahnung wie Jessie Ware aussieht. Ihr Gesicht sieht immer komplett anders aus, in jedem Video scheint einen eine andere Frau anzugucken. Manchmal strahlt sie ein elegantes Sexappeal aus, beim nächsten Mal sieht sie aus wie eine Diva mit Power-Make-Up. Irgendwo zwischen zum Verlieben und Bleib Mir Weg Du Billige Nuss. Und genauso verhält es sich auch mit der Musik: Die Art von Pop-Musik die Jessie Ware macht, kann fein sein und Klasse haben, genau wie sie alkopop-schlürfend auf High Heels in der Schlange für den schmierigsten Club der Stadt stehen kann. Das war auf Vorgänger »Devotion« so, das ist auch auf »Tough Love« wieder so. Der Titelsong, sowie die zweite Single »I Want You Feeling« dienen als Beispiele für die starken Momente von Jessie Ware. Das sind Pop-Songs, die einen raffinierten Schwung in sich tragen, die reif und zart klingen, die den Bass am richtigen Fleck tragen. Wenn Ware nicht dick aufträgt, wenn sie sich ihrer Reize bewusst ist, aber sie nur dezent einsetzt, dann ist sie am stärksten. Das klappt aber auch oft genug nicht. Viele Songs könnte man einfach so durch das Mittagsprogramm einer Radiosendung spülen, ohne, dass sie jemandem auffallen würden, so plump und durchschnittlich stöckeln sie daher. Die Songs mit Klasse und die ohne halten sich auf »Tough Love« die Waage. Die zwei Gesichter des Albums machen aus dem Album als Ganzes ein gesichtsloses und am Ende wendet man sich eher ab, anstatt auf Teufel komm raus doch etwas endgültiges zu erkennen.
Tough Love