Es gibt Alben, die sind gut, die legst du gerne auf, hörst sie wieder und wieder an. »Meshes Of Voice« ist gut. Aber wahnsinnig unangenehm. Keine Platte für lange Abende, wo Jenny Hval und Susanna auf Dauerrotation laufen. Denn die beiden Norwegerinnen loten hier nicht nur Stimmen aus, sondern auch Drone und Ambient. Bitterkeit und Angst fließen durch so gut wie jeden Ton dieses Albums. Das Duo hat sich bereits vor fünf Jahren gefunden, die Kollaboration war beschlossene Sache. Und während dieses Album sich in »Black Lake« noch ziemlich freundlich gibt, nur kurz in Störgeräusche abtaucht, um eine Melodie zu finden, warten hinten Wellenbrecher wie »Running Down«, eine Heimsuchung eines leeren Raums, den Hval und Susanna fast nur mit Stimme einnehmen. Dass da irgendwo griechische Mythologie, Feminismus und Horror unterliegen, braucht nicht erst ein Titel wie »Medusa« verraten. Erste Referenz dieses Albums gibt Björk, auch wenn das hier viel weniger Kunsthochschulseminar ist, sondern wirklich Straße – irgendwo im Norden, wo der Schnee selbst im Sommer als graue Masse brachliegt und die Menschen entweder trinken oder verrückt werden oder beides. »I Have Walked This Body« gibt die Richtung gut vor, die dieses Album einschlägt. Wahn und Sinn, Chaos und Ordnung, doch am Ende siegt die dunkle Seite, holt sich das Unfassbare seinen Anteil in diesem Sound. Das beherrscht diese Platte perfekt. Trotz aller Unannehmlichkeiten, wenn Stimmen sich in Tonlagen bewegen, die einen an seinem eigenen Verstand zweifeln lassen. Ein Album für die schwärzesten Nächte des Jahres. Das wird nicht oft vorkommen. Aber wenn es passiert, gibt es wenig Besseres.
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