Der Komponist Jean-Claude Vannier ist neben seinem verstorbenen Kumpel Serge Gainsbourg eine der wichtigsten und einflussreichsten Erscheinungen zeitgenössischer französischer Musik. Für Filme komponierte er ebenso Musik wie auch für ganze Festivals, deren musikalischer Leiter er oft war, für Größen wie Jane Birkin inszenierte er seinerzeit die Konzerte. Sein Mythos geht aber von einem 1973 aufgenommenen und erst 2003 und 2005 veröffentlichten Konzeptalbum, L’Enfant Assassin Des Mouches, das einst Gainsbourgs Lyrik perfekt untermalte. Dieses genießt unter eingeweihten Kreisen Kult-Status. Ganz große Fürsprecher sind u.a. Pulps Jarvis Cocker, Placebos Brian Molko oder Gruff Rhys von den Super Furry Animals. Electro Rapide hingegen ist beileibe kein Kult-Album, dafür aber eine höchst beeindruckende und rein instrumentale Werkschau eines progressiven Geistes, der schon zu frühester Zeit keine Experimente scheute, sondern diese gezielt anging. Seien es lautmalerische Kompositionen, die einfach nur alltägliche Situationen musikalisch skizzieren wollen (Claquez Klaxons), Klassik (La Douleur De L’Orchestre), Stimmen-Experimente (Le Ballet De Accoucheuses), Filmmusik (Theme 504) oder Franco-Funk (La Giraffe Au Ballon), die auf dem Album allesamt skizzenhaft festgehalten werden – man wird den Eindruck nicht los, dass Jean-Claude Vannier einfach mal alles kann.
Electro Rapide