Ein Live-Album im Studio aufzunehmen ist, gelinde gesagt, Schwachsinn. Jazzanova haben das aber getan. Im Studio des DDR-Rundfunk-Orchesters in Berlin wollten sie ein typisches Jazzanova Live-Set mit der »Atmosphäre einer Live-Aufnahme« einfangen, »aber ohne jeglichen Verlust aufgrund von schlechtem Equipment oder fehlender Klangästhetik«. Zum Glück wurde bisher nicht offenbar, dass es der Band an Klangästhetik mangelt und ihr Live-Equipment schlecht ist. Man könnte vielleicht rechtfertigen, dass ein reines Best Of-Album dem anspruchsvollen Pop-Jazz-Fan nicht gerecht wird und dass er die Songs gerne noch einmal neu eingespielt hören will. Aber sind nicht gerade die nicht-hundertprozentige Mischung der Tonspuren, die leicht unsaubere Dynamik und die Nebengeräusche des Publikums das, was eine Live-Atmosphäre ausmacht? Die »Funkhaus Studio Sessions« klingen leider einwandfrei nach Studio. »Flashback« zum Beispiel ist viel zu sauber. Der Bass und die Kick klingen wie aus dem Computer, es sind keinerlei Fingeranschläge oder mechanische Geräusche zu hören, im Gegensatz zum Song »Boom Klicky Boom Klack«, der tatsächlich so etwas wie menschliches Leben enthält. Warum dieses Live-Album im Studio aufgenommen wurde, wird zu keinem Zeitpunkt klar. So wenig wie die Songs neu sind, klingt das Album überraschend. Als Einstieg in das Oeuvre der Band könnte die Platte sinnvoll sein, doch wenn da nichts weiter nachkommt, kann man sich das auch schenken.
Funkhaus Studio Sessions