Als Herman Poole Blunt, besser bekannt als Sun Ra 1993 den Planeten verließ, werkelte ein wenig bekannter Seelenverwandter etwa 1000 Kilometer entfernt an einem diasporischen Outcall. Jay U Xperience, der als Justus Nkwane in Nigeria zur Welt kam, veröffentlichte im selben Jahr mit »Ancestral Call« sein spätes, in New York aufgenommenes Opus Magnum – ein wilder Ritt auf einem Roland-Synthi, mit dem Nkwane seine eigene afrodiasporische Vergangenheit auszuloten gedachte. Die neun Stücke auf »Ancestral Call« standen diametral gegenüber seinem bislang einzigen, 15 Jahre früher aufgenommenen Vorgängeralbum »Enough Is Enough«, auf dem Nkwane noch auf einer funkigen Afrobeatwelle der späten 70er unterwegs war und allerhöchstens die Gitarren unter Strom setzte. 1993 war der Zeitgeist längst ein anderer, die Synthesizer billig zu haben – und die damit entstehenden Möglichkeiten uferlos. Jay U Xperience programmierte seinen Drumcomputer mit westafrikanischen Rhythmen, suchte auf seinem Roland nach passenden Sounds, synchronisierte alles und startete damit das Ein-Personen-Orchester. Ein Orchester, das so klang, als hätte er es zur Hälfte mit automatisierten Kalimba-Instrumenten und zur anderen mit trockenen Synthesizerpatches besetzt – zusammengehalten durch einfache Arrangements, die auch damals nicht mehr state of the art gewesen und gerade deswegen wieder spannend sind. Das nun von Left Ear Records neuaufgelegte »Abuja«, eine auf vier Stücke abgespeckte Version des 1993er-Albums, bringt diesen Purismo-Sound zurück in die Zukunft und Jay U Xperience auf die Bildfläche.
Abuja