Die Geschichte der Sprache kennt viele besondere Beziehungen – unter diesen besonderen ist eine der bemerkenswertesten Beziehungen jene zwischen Musikjournalismus und Metaphern aus der Welt des Kochens. Überall brodelt und köchelt es, Künstler wie Künstlerinnen marinieren, garnieren oder servieren ihren Sound entsprechend. Die ganze Welt des Genusses ein einziges Festessen! Entsprechend verführerisch kommt das neue Album »The Raw and The Cooked« von Jan Jelinek daher. Allein der Titel ein Freifahrtschein für eine Melange aus Metaphern mit Kochmütze und Soundbeschreibung, abgerundet mit der einen oder anderen Stilblüte am Tellerrand. Doch die fünf Collagen des deutschen Künstlers kommen am Ende so flüchtig, so ungreifbar daher, dass dieses Album mit ziemlich vielen Sinnen zu tun – nur mit dem Schmecken nicht ganz so viel. Ursprünglich als Stück für den SWR komponiert, befasst sich »The Raw and The Cooked« mit den verschiedenen Aggregatszuständen von Dingen. Sozusagen. Denn die Platte befasst sich erst einmal mit den beiden Künstler Thomas und Renée Rapedius, die zusammen japanischen Tee rituell zubereiteten. So weit, so entspannt. Davon lässt sich allerdings nichts mehr hören. Denn Jan Jelinek hat jegliche Form aufgelöst. Sounds verschieben, verschwinden, tauschen sich unter der Oberfläche aus. Entsprechend ungenau und zeitintensiv ist seine Version von Ambient und Field Recordings. Es gibt keine Melodien, sondern nur eine Sphäre in verschiedenen Entwürfen und Zuständen. Mal fest, mal fließend. Ohne offensichtliche Loops oder andere Dinge, an denen sich Geist oder Ohr festhalten könnten. Aber aus diesem Grund passiert während des Hörens von »The Raw and The Cooked« sehr viel im Inneren, tun sich Formen und Gefühle auf. Und das kann keine noch so außergewöhnliche Metapher einfangen. Das muss man einfach selbst erleben.
The Raw And The Cooked