Gay porn für Anfänger, alles schön grobkörnig, und rein auditiv, da kommt auch die inflexibelste Hete mit. Jake Muir lädt mit seinen »Bathhouse Blues« in die Sauna, Dresscode: Bizeps und Brustpelz. Patrick-Cowley-Vergleiche sind schnell gezogen und auch nicht ganz falsch. Der Sound des Wahlberliners hat den gleichen Glam wie die des Bay-Area-Patens, bleibt aber durch und durch ambient. Im Grunde beginnt die Genese des Albums schon vor drei Jahren, mit einem vielbeachteten Mix nämlich, auf dem Muir Tracks von Kelman Duran, DJ Olive, Daniel Lanois und Terre Thaemlitz über Sound-Schnipsel aus vintage Mann-mit-Mann-Porno miteinander verschmelzen lässt. Der Mix wird ein großer Erfolg, ein zweiter folgt, ein Album entsteht. Dieses ist nun auf Sferic erschienen, absolutes Label der Stunde, und sollten sich eine Macher ein Mission Statement auf die Fahne schreiben wollen, dürfte da mit gutem Recht stehen: Erneuerer des Ambient. Nach dem eher unglaublichen Yungwebster-Album, das Mumble-Rap final auch den letzten Boden unter den Füßen wegzog, sind auch die »Bathhouse Blues« Ambient mit einem neuen Habitus. Denn dieser Sound-Entwurf sucht nicht nach dem weitesten Horizont, sondern nach dem größten Drama, das ohne Puls denkbar ist. Dieser Versuch hat Grenzen, das merkt man hier. Wo in den Mixes immer wieder neue Instrumente plus eben natürlich Drums Spannung herstellten, bleibt es hier beim Wabern, es ist Dampf in der Sauna, kein Fleisch. Eine Kritik, wenn man die Mixe als Maß heranzieht. Ohne dieses Maß könnte man hier kurzum auch einfach von einem der herausragenden Ambient-Alben des Jahres sprechen.
Bathhouse Blues