Review

Jaga Jazzist

Live With Britten Sinfonia

Ninja Tune • 2013

Spätestens wenn die Musik einer Band mit großem Orchester umgesetzt wird, darf mit einem Volvo vorgefahren werden. Orchesterfassungen erinnern immer ein wenig an Jethro Tull und Mike Oldfield. Zu viel gewollt, zu überladen, zu klischeehaft, zu geordnet. Und irgendwie klingt es auch stets nach Schlipspflicht und gediegenem Small Talk. Auf der Live-CD, die Jaga Jazzist mit dem Britten Sinfonia in Oslo und dem ehrwürdigen Londoner Barbican aufgenommen hat, klingt zumindest das Publikum nicht nach diesem Klischee. Es wird gegröllt und gejault. Begeisterung darf gelebt werden. Womöglich war das Konzert live wirklich so mitreißend und enthusiastisch. Auf CD wirkt dieser Moment leider nicht nach. Der Klang ist seicht. Die Melodiebögen wirken wie Easy Listening. Das Schlagzeug ist viel zu weit hinten abgemischt. Durch die Einbindung in ein großes Orchester – also komplette Ordnung nach dem Regime des Dirigenten – wirken die acht Lieder zudem gefesselt und in Zaum gehalten. Auf der Bühne wird in Zweierreihen getanzt. Die Schuhe bleiben sauber. Dadurch geht der Musik Jaga Jazzists nicht nur der komplette Druck verloren, den sie sonst auf ihren Album sonisch aufbauen konnten. Sie verliert auch ihre wilde Mähne, in dem das Herzblut pulsierte.