»Arc« wurde ursprünglich als Soundtrack »The Passion of Joan of Arc«, einem Stummfilm von Carl Th. Dreyer aus dem Jahre 1928, komponiert. Jetzt erscheint der Score eingedampft auf weniger als 36 Minuten, genau auf zwei LP-Seiten passend. Für diese Komposition zerteilt und streckt der dänische Komponist Jacob Kirkegaard die Musik von Guillaume Dufay und anderen frühen französischen Renaissance-Komponisten und verarbeitet sie zu zwei gedehnten Choral-ähnliche Tracks oder vielmehr Drones, die sich langsam und stetig organisch und spannungsvoll mäandernd immer weiter entwickeln. Dabei wandelt sich die Musik ständig von dunklen zu lichten Momenten und wieder zurück, um die Ambivalenz der mystisch aufgeladene Atmosphäre jener Zeit aufzuzeigen, die Jeanne D’Arc genauso als Visionärin wie auch als Ketzerin erscheinen lassen kann. Das Ergebnis sind zwei äußerst meditative Teile mit stark sakralen Anklängen, vernebelt, schattig, ätherisch und intensiv. Damit ist auch »Arc« wieder, wie die meisten von Jacob Kirkegaards Kompositionen stark konzeptionell geprägt. Einzig die Soundauswahl ist diesmal weniger spektakulär, schließlich verwendete er für seine bisherigen Kompositionen unter anderem Sounds von Vulkanerde, Eis und Atomkraftwerken von unbelebten Plätzen und aus dem menschlichen Innenohr. Das tut der Qualität seiner neuesten Veröffentlichung aber keinerlei Abbruch.
Flora Yin-Wong / Sebastien Roux
Trigram For Earth / 50 Frequency And Amplitude Modulated Sine Waves Describing A Landscape
Portraits GRM